schonungslos hoffnungsvoll
Liebe Leserin, lieber Leser,
Neulich "besuchte" ich ein Krankenhaus. "Das ist ja wie eine eigene kleine Welt," dachte ich mir. Staunend und voller Respekt durchschritt ich die Eingangshalle. Hier begegnet uns alles zwischen Leben und Tod.
Wir nehmen diese Welt unterschiedlich wahr: Je nachdem, ob ich als Patient, Besuch, Gast, Verwaltungsangestellte, Pflegedienstpersonal, Ärzteschaft oder… ins Krankenhaus komme.
Eine Klinik ist keine heile Welt. Sie zeigt uns schonungslos die harte Wirklichkeit: Steigende Fieberkurven und steigende Aktienkurse. Routinierte Blutabnahme und wirtschaftlich angezapfte Spar-Aktionen. Operationen am Herzen und Operationen mit Herz. Tabletten mit Nebenwirkungen und Tabletten, die es verwirkt haben. Hochgestapelte Papierberge und sich selbst dokumentierende Dokumente. Blutdruck und Zeitdruck. Gewichtige Waage und wichtiges Wagen. Patientenrezepte und Patentrezepte..
Eine Klinik ist keine heile Welt. Aber sie ist eine Welt, in der es viele heilende und heilsame Augenblicke geben kann: neue Einsichten, gute Entscheidungen, überraschende Nachrichten, tröstliche Worte, einfühlsames zuhören, mutmachendes zunicken, Angstnehmendes erklären, Hand still halten, fest umarmen, sanft streicheln, zögerliches beten, erleichtertes Aufatmen…
All das und noch viel mehr kann im Krankenhaus geschehen, weil es viele Menschen gibt, die dafür sorgen, dass in dieser kleinen Welt der einzelne Mensch mit Liebe und Respekt wertgeschätzt wird. Ich schreibe diese Zeilen mit großer Achtung und tiefer Dankbarkeit.
Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die finanzielle und ideelle Unterstützung den Rahmen schafft, damit diese Lebensaufgabe erfüllt werden kann. - und nicht aus dem Rahmen stürzt.
Wo fangen wir an? Wo hören wir auf? In der Kapelle des Krankenhauses fand ich einen Notizzettel mit diesem Spruch: "Achte auf dich. Du bist das wertvollste, was Du hast."
Wie finden Sie das?
Herzliche Grüße
Peter Schott