Fliegen – Fahren - Wandern
Tausende von Schritten legen wir jeden Tag zurück. Unterwegs sind wir innerhalb der eigenen Wohnung, zum Bäcker, auf der Arbeit, beim Sport und bei unzähligen anderen Gelegenheiten. Meist haben wir ein konkretes Ziel. Wir setzen unsere Schritte, weil wir irgendwohin müssen oder um unsere Fitness zu trainieren.
Wer im Urlaub – oder auch sonst im Jahr – wandern geht, der hat meist auch ein Ziel vor Augen. Aber Wandern ist viel mehr als nur eine Methode, an einen gewünschten Ort zu gelangen. Beim Wandern steht das Erlebnis des Weges im Vordergrund. „Der Weg ist das Ziel“ so sagen wir in einer Redensart. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mit der Seilbahn am Berggipfel ankomme oder den Berg zu Fuß erwandert habe. Der Ausblick ist derselbe, das Erlebnis aber nicht zu vergleichen. Wenn ich wandere, nehme ich viel bewusster wahr als sonst: den Weg, auf dem ich gehe, auch das, was am Wegesrand oder in der Umgebung zu entdecken ist und letztlich auch mich selbst.
Wandern entschleunigt. Da kommt es nicht darauf an, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst lange Strecke zu bewältigen. Wandern lädt ein, im Hier und Jetzt zu sein, in der Wahrnehmung zu bleiben und sich selbst in der Natur zu erfahren.
Auf dem Jakobsweg ist mir vor vielen Jahren aufgegangen, wie die Weisheit des Wanderns sich in unserer deutschen Sprache niedergeschlagen hat. Wenn wir unterschiedliche Kenntnisse und Fertigkeiten ausdrücken wollen, sagen wir: „Der hat ein bestimmtes Wissensgebiet überflogen“, wenn nur überblickshaftes Wissen vorhanden ist. Wer in einem Bereich bereits „Erfahrungen“ gesammelt hat, hat größere Kompetenzen. Wer aber wirklich „bewandert“ ist, der weiß umfassend Bescheid. Fliegen – fahren – wandern: Nehmen wir uns immer wieder Zeit für letzteres – nicht nur im Urlaub.
Ihnen allen eine gesegnete Sommer- und Ferienzeit!
Pfr. Christian Ammersbach