Steh auf!
Zum Aufstehen, zum Auf-Stand fordert Jesus im Markusevangelium eine Zwölfjährige auf. Mit zwölf stand sie nach damaligem jüdischen Recht an der Schwelle zur erwachsenen Frau. Als Jesus zu ihr kommt, liegt sie kraftlos danieder, noch weit entfernt davon, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Als ihr Vater Jesus um Hilfe bittet, spricht er von ihr als „mein Töchterchen“. In seinen Augen ist sie noch klein und muss beschützt werden. Jesus aber spricht sie an: „talita kum!“, wörtlich übersetzt: „Junge Frau, steh auf!“. Er hat einen anderen Blick auf die Zwölfjährige. Er sieht in ihr die erwachsene Frau und fordert sie auf, als solche aufzustehen, den Auf-Stand zu machen, ihre Kindheit hinter sich zu lassen. Ein Aufruf damals sicher an alle Frauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
Beschützt werden, keine Verantwortung tragen, ist angenehm. Aber heilsam ist es, aufzustehen, sich dem Leben zu stellen. Ein Aufruf heute an uns alle, nicht beim Jammern über die schlimmen Zustände in der Welt zu bleiben oder sich nur als Opfer der Umstände zu sehen. Aufstehen, Stellung beziehen, den Aufstand wagen gegenüber Ungerechtigkeit, Diskriminierung und Resignation – dazu ruft uns unser Glaube heute auf!
Pfr. Christian Ammersbach