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Die Pfarreiengemeinschaft „Um Maria Sondheim“ hat zum zweiten Mal zu einem Gesprächsabend über den Synodalen Weg in der Katholischen Kirche eingeladen. Pfarrer Christian Ammersbach als Leiter der Pfarreiengemeinschaft und der Pfarrgemeinderat unter der Leitung von Regina Dorn begrüßten im Arnsteiner Pfarrheim den Referenten Burkhard Hose aus Würzburg und die gut 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer des interessanten Termins.

„Bei euch aber soll es nicht so sein“, hieß das Motto des Gesprächsabends. Hochschulpfarrer Burkhard Hose erwies sich als fachkundiger Impulsgeber und lies in seinen Ausführungen nicht nur Stellen aus der Bibel sondern auch zahlreiche persönliche Gedanken und erlebte Begebenheiten mit einfließen. Sein Thema des Abends war die Macht und Gewaltenteilung in der katholischen Kirche.

Die Macht und Gewaltenteilung sowie die Suche nach der gemeinsamen Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag Jeus ist eines der vier Forenthemen des Synodalen Weges. Dieses Thema wird im Zuge der Missbrauchskrise von den mehr als 230 Mitgliedern der Synodalversammlung als besonders wichtig angesehen.

Die Mitglieder des Synodalen Weges setzen sich zusammen aus Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz, des Zentralkomitees der Katholiken sowie Beraterinnen und Beratern mehrerer Instituionen. Coronabedingt konnte das zweite große Treffen nach der Eröffnung des Synodalen Weges und der ersten Vollversammlung im Januar 2020 in Frankfurt nicht wie geplant stattfinden. Stattdessen wurden am 4. September 2020 bei sogenannten „Regionenkonferenze“ unter dem Motto „Fünf Orte –ein Weg“ in Berlin, Dortmund, Frankfurt am Main und München erste Zwischenergebnisse zusammengetragen und die Schwerpunktthemen vertieft.

Das Forum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ hatte sich am 3. und 4. Juli 2020 in Frankfurt konstituiert. Zu den beiden Vorsitzenden des Forums wurden Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Essen) und die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Dr. Claudia Lücking-Michel (Bonn), gewählt. Das Forum will konstruktiv hinterfragen, wie in der Kirche Macht zu verstehen, zu kontrollieren und zu begrenzen ist. Welche Rahmenbedingungen und welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch?

„Es gibt keine Hierarchien und keine unterschiedliche Würde unter den Getauften“, stellte Hochschulpfarrer Hose klar. Aber man könne den Begriff „Macht“ wunderbar ummanteln. „Es bleibt Macht, auch wenn es in der Kirche oft Dienst genannt wird“, erklärte er und vertrat die Ansicht, dass man zuerst die Existenz der Macht in der Kirche anerkennen müsse. Er selbst etwa sei sich bewusst, dass er als Priester die „Macht der Worte“ besitzt. Auch Jesus habe Macht gehabt. Das lag daran, weil die Menschen ihm glaubten. Jesus habe jedenfalls keine formale Beauftragung gebraucht. Er hatte die Legitimierung zur Macht, weil er ehrlich und authentisch war. „Weil die Menschen ihm glaubten“, verdeutlichte Pfarrer Hose. Die Kirche habe Macht verloren. Viele Menschen glauben den Vertretern der Kirche nach den Missbrauchsfällen, nach dem „Machtmissbrauch“, nicht mehr.

Pfarrer Hose vertrat auch die These, dass Menschen bei der Taufe ermächtigt werden, ihre verschiedenen Gaben zu entfalten. Er ist auch der Ansicht, dass der freiwillige Verzicht auf die Macht der Kirche gut zu Gesicht stünde. „So könnte es sein“, vertrat er die Meinung, dass die Macht „neu aufgeladen“, also neu verstanden und verteilt wird. Der Kontrollverlust und der Bruch „mit der alten Macht der Kirche“ erfordere viel persönlichen Mut. Das kirchliche Leben sei derzeit zu sehr auf die Würdenträger zentriert. „Ich entdecke immer mehr Kirche, die nichts mit Priestern zu tun hat“, gestand Pfarrer Hose.

Bei der Diskussionsrunde in Arnstein ging es zwar auch um die Macht und den Machtmissbrauch in der Kirche. Aber mehr noch drehte es sich darum, warum Jugendliche im Gottesdienst so wenig Antworten auf ihre Fragen bekommen. Oder darum, warum sich Familien so weit von der Kirche entfernen. „Soll ich mich weiter engagieren und unterstütze so mit meinem Dienst das herkömmliche System Kirche“, fragte eine Teilnehmerin. Andererseits übersteige die persönliche Nachfolge des Jesus von Nazareth selbstverständlich die Struktur der Kirche. Und es gehe bei den „Diensten“ in der Kirche auch darum, die eigenen guten Erfahrungen mit Gott und seiner Frohbotschaft weitergeben zu wollen.

Pfarrer Ammersbach bedankte sich am Ende für die rege Diskussion. Er ist der Meinung, dass die wichtigen Themen des Synodalen Weges wegen des Drucks der Öffentlichkeit „nicht mehr zurückzudrehen sind“. Am Ende fragte Pfarrer Ammersbach in die Runde, ob es weitere Gesprächsabende wie diesen geben soll. Weiter diskutiert werden könnte über die anderen Foren des Synodalen Weges. Sie lauten: „Priesterliche Existenz heute“ (Synodalforum 2), „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ (Synodalforum 3), und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ (Synodalforum 4). Pfarrer Ammersbach hofft, dass das Corona-Virus weitere Gesprächstermine zulässt und dass in allen Dörfern der Pfarreiengemeinschaft Interesse am Mitdiskutieren besteht.

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